Möchtet ihr wissen, warum wir La Filanda heißen?

Es ist leicht zu erraten, aber schöner, Roberto Campa zuzuhören, der Geschichten und Anekdoten erzählt. Wißt ihr, daß der Maulbeerbaum neben Weinstock und Olivenbaum zu den verbreitetsten Kulturpflanzen im Salento gehörte? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es im botanischen Garten in Lecce Maulbeerbäme, die sogar älter als die Vallonea-Eichen waren, also fast tausendjährig. Die Seidenraupenzucht war zu dieser Zeit so wichtig für die Wirtschaft, daß ihr in allen Volksschulen des Salento ein Teil des Unterichts gewidmet wurde. In Casamassella wurde sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts vom Marquis Antonio De Viti De Marco (1858 – 1943) eingeführt. Er war eine erstaunliche Persönlichkeit – nicht nur ein großer, auch auf nationaler Ebene herausragender Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch Landbesitzer und äußerst aktiver Landwirtschafts-Unternehmer, der seine Ländereien im Salento mit Methoden verwaltete, die seiner Zeit voraus waren.

La Filanda war bis 1924 eine aktive Spinnerei. Dann, nach dem Tode seines Bruders Cesare, zog sich der Marquis Antonio, der inzwischen seinen Lehrstuhl an der Universität von Rom aufgegeben hatte, um dem faschistischen Regime keine Treue schwören zu müssen, aus dem öffentlichen Leben zurück und war ausschließlich als Landwirtschafts-Unternehmer tätig. Er widmete sich seinen Ländereien, die zwischen Cellino San Marco und Casamassella lagen, machte die Maulbeer-Pflanzungen zu Weingärten und strich die Seidenraupenzucht aus dem Produktionszyklus seiner Ländereien.